Zu Gast: Clemens Meyer


Lesung von Clemens Meyer

© Rike Oehlerking

Am 28. April 2022 war Schriftsteller Clemens Meyer in unserer Lesereihe Satzwende zu Gast in der Bremer Shakespeare Company. Nach dem gelungenen Auftakt mit Tomasz Jedrowski wurde es dieses Mal amüsant: Clemens Meyer zeigte sich im Gespräch mit Moderator Jens Laloire als Freund lustiger Anekdoten und unterhaltsamer Vorreden, gewährte aber auch Einblicke in sein neues Romanprojekt.

In Anlehnung an Meyers Kolumne im Literaturmagazin stand die Lesung unter dem Thema #Randzone. Immerhin stellt Meyer in seinen Texten die Menschen in den Mittelpunkt, die auf der Schattenseite stehen: Kleinkriminelle, Boxer, Nachtwächter… Trotzdem verrät er, dass er bei diesem Thema inzwischen dünnhäutig geworden sei: Figuren wähle er auf Grund ihrer Fallhöhe, aus Interesse. Aber wer bestimme denn, wo die Ränder einer Gesellschaft liegen? Vielleicht ja auch bei den Immobilienspekulant*innen? Letztendlich sage der Begriff Randzonen doch mehr über den Literaturbetrieb aus, der ihn so gerne verwende, als über die dort verorteten Figuren.

„Ich bin auf der Suche nach Poesie, ob ich die in der Bahnhofskneipe finde oder woanders.“

Bei der Lesung aus der Geschichte Die Glocke aus dem Band Stäube (Faber & Faber 2021) stellte Clemens Meyer die für seine Texte typische Mischung aus Poesie und Sachlichkeit unter Beweis. Er verriet, dass er sich beim Schreiben am Film orientiere: Durch die Technik der Überblendung kombiniert er Erinnerungen und Gegenwart. Das sorgt für Irritationen, aber nur so funktioniere für den Autor die Erinnerung.

Nachdem Meyer aus seiner Kolumne für das Literaturmagazin vorgelesen hatte, wendete sich das Gespräch seinem neuen Projekt zu: der Arbeit an einem großen Roman. Der soll an den Schauplätzen der alten Winnetou-Filme in Kroatien spielen, wo in den 90er Jahren der Krieg getobt hat – in dem die gleichen Männer kämpften, die auf der Kinoleinwand als Statisten miteinander gerauft hatten. Wo schon sein Roman Im Stein (S. Fischer 2013) im wahrsten Sinne ein Backstein gewesen wäre, werde dieses Projekt noch größer sein. Gerade ist Clemens Meyer daher mit der Recherche beschäftigt – und umgibt sich dafür mit Objekten, die ihm beim Eintauchen in die Geschichte helfen. Wir sind gespannt, wann wir uns auf den neuen Roman aus der Feder von Clemens Meyer freuen dürfen!

Text: Annika Depping



Das Projekt ist eine Kooperation des virtuellen Literaturhauses, des Literaturkontors Bremen und der Bremer Shakespeare Company und wird gefördert durch den Senator für Kultur und das Art Hotel Ana.