Satzwende 2023



Die Autor*innen 2023

Ulrike Sterblich
© Rike Oehlerking

Ulrike Sterblich: #Nacht

Mit Drifter wurde die Politologin und Autorin aus Berlin für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert. Mysteriös und wunderbar fantastisch erzählt Ulrike Sterblich in ihrem Roman die Geschichte von Wenzel und Killer: Alles ändert sich, als Vica in ihr Leben tritt: eine Frau in goldenem Kleid, meist begleitet von zwei treuen Adjutanten und einem riesigen Zottelhund. Bei jeder Begegnung mit Vica ploppen neue Fragen auf. Sie kennt unerklärliche Geheimnisse und ihr Einfluss bringt Unruhe in die Welt der Freunde. Als Vica schließlich auch noch den Wohnblock ihrer Kindheit in Beschlag nimmt, gerät die Welt von Wenzel und Killer ins Wanken.

Ulrike Sterblich
 

Autorin Daniela Dröscher
© Kerstin Rolfes

Daniela Dröscher: #Klasse

Aus der Perspektive des Mädchens Ela erzählt Daniela Dröscher in Lügen über meine Mutter eine Familiengeschichte in einem deutschen Dorf der achtziger Jahre. Ihr autofiktionaler Roman handelt vom ständigen Kampf der Mutter gegen ihr Übergewicht und von der Niedertracht des Vaters in dem damals noch unhinterfragten patriarchalen Gefüge. Zugleich reflektiert Daniela Dröscher dialogisch über Herkunft, Klasse und die Auswirkungen eines Rollenmodells, das in einer Tragödie enden muss. Mit dem Roman stand sie auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.

Daniela Dröscher


Heinz Helle liest
© Rike Oehlerking

Heinz Helle: #Väter

Heinz Helles neuer Roman Wellen ist eine sensible und tiefsinnige Reflexion über Vaterschaft, überkommene und neue Rollenmodelle und nicht zuletzt über die Liebe: zu seinen Kindern, seiner Frau, zu sich selbst – und zur Sprache. Vor dem Hintergrund des ersten Jahres der Corona-Pandemie mit all seiner Enge und Ungewissheit denkt Heinz Helle in tagebuchartigen Sequenzen nicht nur über die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts nach, sondern schreibt so leichtfüßig über das alltägliche Zweifeln und Verzweifeln, dass es schon wieder schön ist.

Heinz Helle

Foto von Kim de l'Horizon
© Anne Morgenstern

Kim de l'Horizon: #Zukunft

Sehr verdient wurde der Roman Blutbuch 2022 mit den höchsten Literaturpreisen ausgezeichnet, zählt er doch zu den inhaltlich und stilistisch spannendsten Neuerscheinungen der letzten Jahre. Die experimentelle Familiengeschichte, aus der Sicht einer nonbinären Person erzählt, bricht nicht nur gesellschaftliche, sondern auch erzählerische Normen auf. Kim de l'Horizon macht sich, adressiert an die demente Großmutter, auf die Suche nach anderen Arten von Wissen, Überlieferung und Ichwerdung, um sich von Dingen zu befreien, die ungefragt weitergetragen werden.

Kim de l'Horizon


Anna Yeliz Schentke
© Axel Stiehler

Anna Yeliz Schentke: #Sprache

In Anna Yeliz Schentkes herausragendem Debütroman Kangal steht der politische Aktivismus in der heutigen Türkei im Mittelpunkt. Aus drei Perspektiven werden mitreißend die Geschichten der jungen Menschen Dilek, Tekin und Ayla erzählt. Anna Yeliz Schentke setzt dabei ganz auf die Codes und Leerstellen der Sprache. Kangal ist hochbrisant, denn der Roman zeigt gerade auch in seinen Auslassungen die Folgen eines repressiven Systems für unsere Gesellschaft und benennt zugleich die Differenzen zwischen den Generationen auf sehr präzise Weise.

Anna Yeliz Schentke
 


Das Projekt ist eine Kooperation des virtuellen Literaturhauses, des Literaturkontors Bremen und der Bremer Shakespeare Company und wird gefördert durch den Senator für Kultur und das Art Hotel Ana.