In einer Hand wird eine Fotografie von einer Tür gehalten.

Der Bremer Schulhausroman geht in eine neue Runde

© Pauline Adamek

Der Bremer Schulhausroman wird zum sechsten Mal an der Oberschule In den Sandwehen im Stadtteil Blumenthal realisiert. Der Schulhausroman hat seine Wurzeln in der Schweiz; die Idee stammt vom Autor und ehemaligen Leiter des Zürcher Literaturhauses Richard Reich. Seit 2014 setzt das Literaturhaus Bremen das kreative Sprachförderprojekt an Bremer Schulen um. In den kommenden Monaten arbeitet der Syker Autor Hendrik Lambertus, der Fantasy-Romane für Klein und Groß schreibt, gemeinsam mit einer achten Klasse einen Roman aus. Am Mittwoch fand der erste von insgesamt fünf Workshops des Projekts statt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hendrik Lambertus lehrt, woraus es beim Romanschreiben ankommt. Als Lehrbeauftragter für kreatives und akademisches Schreiben und Gründer der Schreibwerkstatt Satzweberei bringt er das notwendige Maß an Erfahrung mit. Ein wenig aufgeregt ist er aber trotzdem, als er sich am Mittwochmorgen gemeinsam mit dem Team des Literaturhauses, bestehend aus Ian Watson, Annika Depping und Kerstin Burlage, auf den Weg in die Oberschule In den Sandwehen macht. Depping, Burlage sowie der Klassenlehrer Nicolai Wiebe und die Deutschlehrerin Cidgem Koc werden das Projekt gemeinsam mit Lambertus betreuen. Doch die Aufregung schlägt rasch in Begeisterung um, als Lambertus vor der 8a steht. Denn beim Gespräch mit den Schüler*innen wird schnell klar: An kreativen und klugen Ideen mangelt es ihnen nicht!

Lambertus beginnt die Stunde mit einer Vorstellungsrunde. Dabei ist für ihn – neben den Namen seiner Mitstreiter*innen – vor allem eine Frage relevant: „Welche Geschichten interessieren euch? Welche Bücher lest ihr gerne, welche Serien oder Filme gefallen euch?“ Die Antworten sind zuerst zögerlich. Animes werden genannt, aber auch immer wieder: Fantasy. Lambertus horcht auf: Kann er mit den Schüler*innen vielleicht in ihm vertrauten Gewässern schwimmen? 

Auf einem Tisch liegen Fotografien von verschiedenen Türen.
© Pauline Adamek
Der Autor Hendrik Lambertus steht vor einer beschriebenen Tafel.
© Pauline Adamek

Lambertus versteht sich darauf, abwechslungsreiche didaktische Methoden einzubringen. Er reicht ein Säckchen herum, in dem sich Buchstaben befinden. Jede*r Schüler*in soll nun einen Zettel ziehen und ein Wort nennen, das mit dem gezogenen Buchstaben beginnt. „Keine Sorge“, scherzt Lambertus, „die fiesen Buchstaben wie das X habe ich nicht mitgebracht.“ Die genannten Wörter notiert Lambertus an der Tafel, wo sich bald ein bunter Mix aus den verschiedensten Begriffen befindet: Esel, rote Beete, Sauce – die Schüler*innen lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Kann daraus vielleicht sogar bereits eine Geschichte entstehen? Doch zunächst geht es mit der nächsten Übung weiter. Lambertus breitet mehrere Bilder auf dem Tisch vor sich aus. Abgebildet sind unterschiedliche Türen, von denen die Schüler*innen sich je eine Tür aussuchen dürfen. 
 

Nun ist ihre Fantasie gefragt. Was könnte sich wohl hinter ihrer Tür befinden? Die Einfälle lassen nicht lange auf sich warten: ein stiller, friedlicher Ozean, ein Gebetshaus, aber auch: ein Operationssaal, in dem illegaler Organhandel betrieben wird. 

Die Schauplätze, die sich hinter den Türen verbergen, führen Lambertus und die Schüler*innen direkt zur allerwichtigsten Frage: Wovon soll der Roman handeln? An welchem Ort könnte er spielen, was für ein Genre soll der Text bedienen, was ist den zukünftigen Autor*innen wichtig? Auch hier sind die Ideen vielfältig. Die Erzählung soll am Meer spielen, vielleicht aber auch in einer Waldstadt, oder könnte eine Figur von der Küste in einen Wald reisen? Könnten paranormale Ereignisse eine Rolle spielen, geht es um ein Geheimnis, das aufgedeckt wird oder wird es sogar richtig gruselig? Über eines herrscht allerdings Einigkeit: Der Roman muss spannend werden – und vielleicht gibt es sogar ein Happy End! 

In einer Hand wird eine Fotografie von einer Tür gehalten.
© Pauline Adamek
Abgebildet sind mehrere Hände, die auf buntem Papier schreiben.
© Pauline Adamek

Der diesjährige Bremer Schulhausroman wird im Frühsommer dieses Jahres fertig gestellt und voraussichtlich im Herbst veröffentlicht. Aus dem Schulhausroman des letzten Jahres, der den Titel Das Ende der Menschheit? trägt und der ebenfalls gemeinsam mit der Oberschule In den Sandwehen umgesetzt wurde, wird am 10. März 2025 in der Bücherei Blumenthal von beteiligten Schüler*innen gelesen. 

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